Messinstrumente
Eichen & Kalibrieren
Die Eichung von Messgeräten dient seit langer Zeit dem Schutz des Verbrauchers, insbesondere dort, wo dieser eine messbare Leistung bezieht. Solche Leistungen sind beispielsweise das Gewicht von Lebensmitteln, das Volumen von Wasser und Benzin oder messbare Energiemengen wie beim Bezug von Gas, Elektrizität oder thermischer Energie (Wärme).
Geeicht werden also alle gewerblich genutzten Messgeräte wie Waagen, Wasser- und Gasuhren und Stromzähler.1921 trat das "Gesetz über Prüfung und Beglaubigung von Fieberthermometern" in Kraft. In der Folgezeit bis 1939 wurden ca. 92,5 Millionen Fieberthermometer in der Ilmenauer Eichbehörde geprüft, die zu 90 % für den Export bestimmt waren. Das Eichen von Fieberthermometern ist heute nicht mehr vorgeschrieben. Von der immer geringer werdenden Zahl der Flüssigkeits-Glas-Thermometer werden in der Eichbehörde Ilmenau lediglich noch Thermometer für die Anwendung in Apotheken geeicht.
Die Eichung besteht aus der eichtechnischen Prüfung und der Stempelung eines eichfähigen Messgerätes durch die zuständige Behörde. Bei der eichtechnischen Prüfung wird geprüft, ob die Bauvorschriften für das Messgerät eingehalten werden und ob es vorgegebene Messwerte innerhalb der Eichfehlergrenze richtig anzeigt.
Federthermometer
In manchem Produktionsprozess war es zwar unerlässlich, eine Temperaturstelle zu überwachen, jedoch konnte mitunter (z. B. bei zu hoher Umgebungstemperatur oder auf Grund anderer Gefährdungen) nicht in unmittelbarer Nähe des Fühlers abgelesen werden. Es entstand die Notwendigkeit der Fernübertragung des Messwertes.
Die Federthermometer wurden um 1880 speziell für diesen Fall entwickelt und waren die ersten Temperaturfühler, die dies ermöglichten.
Es sind Federthermometer mit Flüssigkeitsfüllung (z. B. Quecksilber) oder mit einer Füllung bestehend aus einem Flüssigkeits-Dampf-Gemisch zu unterscheiden.
Während bei den Erstgenannten die Ausdehnung der Flüssigkeit über eine Kapillarleitung direkt auf die Anzeige übertragen wird, erfolgt im zweiten Fall die Anzeige der temperaturabhängigen Dampfdruckänderung im System.
Fieberthermometerfertigung
Zunächst erschien es nicht möglich, die Thermometerherstellung zu mechanisieren. Zu klein waren die Stückzahlen für gleichartige Glasinstrumente, zu vielschichtig und speziell die Arbeitsschritte. Lediglich die Fieberthermometer, die ab Ende des 19. Jahrhunderts zur Massenware wurden, ermöglichten mit ihren nun großen Stückzahlen eine Systematisierung der Arbeitsschritte und später deren maschinelle Umsetzung.
Während sich die Struktur der Fieberthermometerfertigung mit der Gründung von Fabriken und Vertriebsfirmen bereits um die Jahrhundertwende an die neuen, von zunehmender Massenproduktion geprägten Bedingungen anpasste, blieb die technische Herstellung weiterhin über lange Zeit unverändert. Erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in der Sowjetunion und in den 50er Jahren im neu gegründeten Thermometerwerk Geraberg Maschinen für einzelne Arbeitsschritte der Thermometerfertigung entwickelt.
Bis zu dieser Zeit war die Herstellung von Fieberthermometern auf manueller Basis nahezu unverändert geblieben. Lediglich das Einfüllen des Quecksilbers durch Vakuumanlagen und das Ausstechen der Kapillaren etwa zu gleichen Zeit durch Mikrobrenner hatte bisher zur Arbeitserleichterung beigetragen.Vorwiegend weibliche Arbeitskräfte wurden in der manuellen Produktion für Teilarbeiten wie Zuschneiden der Röhren, Spitzen ziehen oder Zahlen stempeln ausgebildet. Damit war der erste Schritt zur Arbeitsteilung getan.
Erste mechanische Geräte wurden als Rationalisierungsmaßnahme entwickelt (z. B. geregeltes Justiergerät, mechanische Teilmaschinen)
Maschinen zur Glasverformung standen im Mittelpunkt der Mechanisierung dieser Zeit. Als Nachentwicklungen in Folge des Erfahrungsaustausches mit dem Thermometerwerk in Klin (nahe Moskau) entstanden sie im firmeneigenen Betriebsmittelbau. Diese speziellen Maschinen dienten dem Spitzenziehen, Halsziehen und zur Kapillarenbearbeitung.
Zum Bedrucken der Skalen kam das Siebdruckverfahren zur Anwendung. Damit entfiel das zeitaufwändige Zahlenstempeln und die Lohnkosten in der Skalenproduktion sanken um 80 %.
Spezialmaschinen wurden vom Thermometerwerk Klin gebaut und an das Thermometerwerk Geraberg geliefert. Etwa zur gleichen Zeit baute der werkseigene Betriebsmittelbau verfügbare Waschmaschinen zu Justierthermostaten um und führte sie in die Fertigung ein.
Da Spezialmaschinen für kompliziertere Arbeitsgänge auf dem Weltmarkt nicht erhältlich waren, wurden sie vom Betriebsmittelbau selbst (z. T. in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Ilmenau) entwickelt und realisiert, so z. B. der Zuschmelzautomat, Geräte zum Ansetzen der Kapillaren und eine automatische Justier- und Sortieranlage.
Nach wie vor sind die speziellen Anforderungen in der Glasthermometerfertigung nicht durch den Kauf fertiger Maschinen zu erfüllen. Deshalb werden weiterhin angepasste Maschinen und Geräte in den Nachfolgebetrieben des Thermometerwerkes Geraberg entwickelt und in die Produktion eingeführt. Manuell beschickte Halbautomaten werden zu Vollautomaten weiterentwickelt.